Wenn ich mit anderen Bassisten rede und sie nach ihren Problemen und Schwierigkeiten beim Üben frage, höre ich eine ganz bestimmte Aussage mit Abstand am häufigsten:

Die Antwort eines Lesers auf meine Frage nach seinem größten Problem

Die Antwort eines Lesers auf meine Frage nach seinem größten Problem

Kurz: Vielen fehlt die Zeit und vor allem die Energie, um sich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch effektiv an den Bass zu setzen.

Ich wette du kennst das. Du kommst von der Arbeit und bist einfach nur fertig. Du isst noch was, hast vielleicht ein bisschen Zeit mit den Kindern oder deiner Frau/Freundin, machst die Wohnung fertig und kannst dich dann endlich in Ruhe hinsetzen um dich ein bisschen auszuruhen.

Eeeeiiiiigentlich willst du ja noch üben. In Wirklichkeit bist du aber froh, einfach mal deine Ruhe zu haben und ein bisschen Entspannung abzubekommen. Vor dem Fernseher, vor dem Computer, vor Facebook, was auch immer.

In deinem Hinterkopf klopft dein schlechtes Gewissen zaghaft an und sagt: „Du müsstest eigentlich noch Bass üben!“ Und du denkst dir „Jaaaeeeiin, eeiiiigentlich ja schon. Heute lass ichs aber mal ausfallen. Ich verschiebs mal auf morgen.“

Die Zeit vergeht, dein Job bleibt gleich anstrengend, die Tage gleich lang (bzw. kurz) und irgendwann merkst du, dass du tage- vielleicht wochenlang nicht ansatzweise soviel geübt hast, wie du eigentlich willst.

Das schlechte Gewissen setzt ein und damit die Selbstzweifel:

„Ich werd niemals so spielen können wie XY (hier dein großes Idol einsetzen)“
„Vielleicht hab ich einfach kein Talent fürs Musikmachen“
„Ich hab einfach zu wenig Disziplin um regelmäßig zu üben“

Und immer wieder durchläufst du die gleiche Quälerei. Das „ich muss endlich mal wieder üben“ in deinem Hinterkopf wird dein fester Begleiter und frustriert dich. Weil du weißt, dass du konsequente, regelmäßige Übeeinheiten brauchst, um effektiv besser zu werden.

Ich kenne das sehr gut. Ich hab selbst genau in der Situation gesteckt und wir sind damit sicher nicht die Einzigen. Ich wette, dass nahezu alle Musiker, ob Hobbymusiker oder Profis, das Problem kennen. Und ich weiß, dass mehr Disziplin und Willensstärke dabei nicht die Lösung sind.

Mal ehrlich: Wenn du im Arsch von der Arbeit bist, kannst du dich nichteinmal mehr so gut konzentrieren, wie du müsstest, um effektiv üben zu können. Selbst wenn du es schaffen würdest, dich an dein Instrument zu schleppen, es käme nicht viel dabei rum.

Wie Albert Einstein schon sagte: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Statt dir also immer wieder von Neuem gute Vorsätze zu fassen, musst du grundsätzlich was ändern.

Hier will ich dir zeigen was du ändern kannst, um endlich so viel und effizient zu üben, wie du musst, um die Fortschritte zu erzielen, die du willst.

Vor einer Weile war ich in genau der gleichen Situation. Ich hatte Arbeit, die mich forderte oder zumindest ermüdete und meine Familie, der ich ebenfalls Zeit widmen wollte. Ganz davon abgesehen, dass meine Freundin mich auch ab und zu mal für sich haben wollte. Und ich sie für mich, Logo :-).

Immer wieder hab ich versucht wenigstens ein bisschen Zeit zum Üben reinzuquetschen und wenigstens halbwegs regelmäßig den Bass in die Hand zu nehmen. Allzu oft hat es nicht geklappt.

Mittlerweile habe ich das Problem nicht mehr. Ich habe jeden Tag eine Stunde mehr Zeit zum Üben als damals und das ohne, dass mich meine äußeren Umstände entlastet hätten. Im Gegenteil, ich hab jetzt sogar zwei Kinder :-), die nicht in Kita oder Schule gehen. Ich habe es also geschafft mehr Zeit zum Üben zu finden, ohne insgesamt mehr Zeit zu haben.

Die eine Sache, die du ändern kannst, um endlich mehr Zeit und Energie zum üben zu haben

Was ist der Hauptgrund, dass wir abends nach der Arbeit nicht mehr üben? Richtig, wir sind fertig, uns fehlt einfach die Power. Unser normaler Arbeitsalltag ist so kräftezehrend (auch wenn der Job garnicht unbedingt schlecht ist), dass wir nachher froh sind, einfach Feierabend machen zu können.

Der eine Satz, den ich am meisten höre, wenn ich Bassisten nach ihren größten Schwierigkeiten und Herausforderungen frage ist mit Abstand dieser hier:

„Ich habe nach der Arbeit einfach nicht mehr die Energie um konzentriert zu üben“

Wow. Ich finde diese Aussage super interessant. Der Satz klingt für mich wie die ultimative Erklärung dafür, warum es nunmal einfach nicht geht. Ich sehe ihn auch wirklich nicht als Ausrede an, weil ich ja, wie gesagt, in der gleichen Situation war.

Es ist eine Situation in der Willenskraft alleine nicht ausreicht. Wenn die Energie fehlt, kann pure Willenskraft per Definition nichts ausrichten. Es bringt also nichts, sich Schuldgefühle einzureden. Genauso wenig wie es etwas bringt, zu versuchen disziplinierter zu sein.

Aber nehmen wir den Satz nochmal genau unter die Lupe:

„Es fehlt die Energie nach der Arbeit“

oder besser:

„Es fehlt die Energie nach der Arbeit“

Was wäre denn angenommen, nur angenommen, du würdest vor der Arbeit üben? Bitte lehne die Möglichkeit nicht von vornerein ab, sondern ziehe sie tatsächlich mal in Betracht. Nur mal jetzt für den Moment, als Gedankenspiel sozusagen.

So kannst du jeden Tag Zeit finden um strukturiert und effektiv zu üben

Wenn du es schwer findest, Zeit und Energie fürs Üben zu finden fordere ich dich heraus morgen früh 30 Minuten früher aufzustehen. 30 Minuten! Das ist fast nichts, aber es kann den Unterschied zwischen konstantem Fortschritt und Stagnation ausmachen.

Völlig egal ob du einen 9 to 5 Job hast, Kinder, studierst oder was auch immer.

Du wirst abends nach der Arbeit immer müde sein. Du wirst einen Haushalt haben, der auf dich wartet. Frau, Kinder, zu beantwortende Emails, Papierkram, Facebook, Fernseher etc…

Wenn du ein bisschen früher aufstehst, hast du ein Zeitfenster, das du perfekt nutzen kannst, um in Ruhe zu üben, während gefühlt der Rest der Welt noch schläft. Du hast hochqualitative Zeit für deinen Bass und deine musikalische Entwicklung.

Jeder kann es schaffen morgens eine halbe Stunde fürs Üben aufzuwenden, die Frage ist nur, ob du es auch wirklich willst. Wenn ja, dann wirst du es schaffen diese 30 Minuten für dich einzurichten. Du wirst keine Entschuldigungen vorschieben, sondern es einfach machen.

Um diese 30 Minuten so effektiv wie möglich zu machen, beachte folgende Punkte:

1. Was wirst du üben?
Du wilst dir nicht erst überlegen, was du übst, wenn du am Instrument sitzt, mach es dir nicht unnötig schwer. Mach dir vorher ein paar Gedanken darüber, was du in deiner Morgensession angehen willst.

Zum Beispiel:

  • Ich will einen neuen Song lernen (welchen?)
  • Ich will meine Geschwindigkeit in der rechten Hand verbessern
  • Ich will rhythmisch sicherer werden

Lege dir bereit was du brauchst, um direkt loslegen zu können. Du willst nicht erst den Bass anschließen, und dein Material zusammensuchen, bevor es losgeht und so die ersten 10 Minuten verschwenden. Bereite abends alles vor was du brauchst, so das du dich morgens einfach ans Instrument setzen und loslegen kannst.

2. Womit machst du dir das Üben angenehm?
Das Üben soll keine Arbeit vor der Arbeit sein, es soll Spaß machen. Mit Begeisterung lernst du schneller und effizienter. Außerdem erleichterst du es dir, dein morgendliches Üben als eine neue Gewohnheit anzutrainieren.

Suche dir daher etwas, womit du deine Morgende versüßen kannst, um deine Motivation zum Üben zu aktivieren. Hier ein paar Ideen dazu:

  • Du kannst dir dein Lieblingsobst aufschneiden, dass du zum Üben naschst
  • Du kannst dir eine große, leckere Tasse Kaffee machen, die du beim Üben genießt
  • Meinetwegen kannst du auch ein Stück Kuchen dabei essen. Du wirst schon was finden, was dir deinen Übemorgen angenehm macht.

Hör einfach auf dein Gefühl und belohne dich selbst mit etwas richtig angenehmen.

3. Stell dir deinen Wecker 30 Minuten früher als sonst ein
Um früher aufzustehen musst du, logisch, deinen Wecker eine halbe Stunde vorstellen. Wenn du von dir selbst weißt, dass du eher schwer aus dem Knick kommst, stell dir gleich mehrere Wecker ein, zb. auf 6:00, 6:03, 6:06.

Das ist etwas, was du jetzt sofort machen kannst. Es dauert keine 20 Sekunden aber legt den Grundstein für deinen neuen, hochproduktiven Übealltag.

Denk natürlich auch daran, eine halbe Stunde früher ins Bett zu gehen. Du sollst nicht deinen Schlaf opfern, schließlich musst du gut ausgeruht sein um effektiv üben zu können. Es ist viel sinnvoller abends eine halbe Stunde eher schlafen zu gehen. Unter uns: Die letzte halbe Stunde jeden Abend ist meistens eh nicht sonderlich produktiv, oder?

Es geht jetzt nicht sofort darum dir sofort jeden morgen zwei Stunden zum Üben freizuschaufeln, das kann vielleicht später kommen. Viel wichtiger ist es, den Anfang zu machen und eine kleine Änderung in deiner Routine vorzunehmen, die dir nicht allzu schwer fällt.

Mit eintretendem Fortschritt wird sich auch deine Motivation steigern. Im Lauf der Zeit wirst du ganz von selbst, völlig automatisch mehr machen wollen. Dann weißt du, dass es an der Zeit ist 45 Minuten früher aufzustehen oder vielleicht eine Stunde. Für den Moment ist es ausreichend mit einer halben Stunde anzufangen. So gehst einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung ohne dich sofort zu überfordern.

Ok, los geht’s. Befolge einfach diese 4 Schritte um sofort loszulegen:

  1. Schreibe eine Sache auf, die du morgen früh üben willst und lege bereit, was du dafür brauchst
  2. Schreibe eine Sache auf, mit der du dir deine Morgensession versüßt
  3. Stelle deinen Wecker 30 Minuten früher ein als sonst
  4. Stelle dir eine Erinnerung für heute Abend ein, sodass du 30 Minuten früher ins Bett gehst.

Probiere deinen Übemorgen zwei Wochen lang aus. Und dann komm wieder und schreibe mir einen Kommentar unter den Artikel, wie sich dein Fortschritt verändert hat.

Bis dahin, einfach machen!

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P.S.: Wenn du noch mehr darüber lernen willst, wie du trotz wenig Zeit, konstante Fortschritte am Bass machen kannst, trage unten im Kasten deine Email Adresse ein und abonniere meinen Newsletter.